… gerade nochmal gutgegangen!

Dieser „Beinahe-Unfall“ hätte tragisch enden können

Bad Dürkheim, 28.02.2017: Im Revier Hardenburg des Forstamtes Bad Dürkheim kommt es am 17.02.2017 bei der Holzernte zur Beinahe-Kollision eines Mountainbikers mit einem fallenden Baum. Das hätte nach Einschätzung des erfahrenen örtlichen Revierleiters Fred Bisplinghoff tödlich oder mit einer schwerwiegenden Verletzung enden können.

„Beinahe-Unfälle“ zeichnen sich dadurch aus, dass einerseits objektiv nichts passiert ist und uns andererseits das subjektive Empfinden sagt, dass es diesmal eben gerade nochmal so gut gegangen ist, dass nur eine klitzekleine Kleinigkeit gefehlt hat, und es wäre zu einem schwerwiegenden Unfall gekommen.

Genau diese Situation hatten wir am 17.02.2017 im Revier Hardenburg. In der Nähe des Naturfreundehauses Oppauer Haus führt die Firma Pirchmoser eine Holzerntemaßnahme durch. Die Bäume werden mit Motorsägen gefällt und anschließend mittels Seilkran aus dem Wald heraus an den Abfuhrweg transportiert. Durch den Hiebsort, also durch die Baustelle führt ein LKW-befahrbarer Waldweg und mehrere Wanderpfade. Diese werden vor Hiebsbeginn gesperrt und regelmäßig kontrolliert, Umleitungen um die Baustelle herum werden ausgeschildert. Denn fallende Bäume und arbeitende Schwermaschinen bedeuten Lebensgefahr.

Und trotzdem kommt es zu genau einer solchen Situation: der Baumfäller fällt mit der Motorsäge eine ungefähr 20 Meter lange Kiefer. Die Krone der Kiefer wird auf dem gesperrten Waldweg aufschlagen. Alles läuft zunächst normal: der Fallkerb wird angelegt, vor dem Fällschnitt der Achtungsruf und nochmals ein Blick auf den Fahrweg, wohin die Krone fallen wird. Dann der finale Fällschnitt, der Mann tritt zurück, der Baum fällt und jetzt rast der Mountainbiker heran – mit hoher Geschwindigkeit auf dem gesperrten Fahrweg. Genau auf die Stelle zu, wo die Kieferkrone aufschlagen wird. Wenn ihm der Schrei nicht vor Schreck in der Kehle steckenbleibt, kann der Baumfäller noch schreien, aber alles geht viel zu schnell. Es sind letztendlich Zehntelsekunden, die den davonbrausenden Biker retten. Die Baumkrone schlägt mit Wucht unmittelbar hinter ihm auf dem Weg auf. Anhalten tut er nicht. Ob er diese brenzlige Situation vielleicht überhaupt nicht wahrgenommen hat?

Anders der fünfzigjährige polnische Holzfäller: er hat alles genau gesehen und kann wegen Herzrasen zwei Stunden nicht arbeiten.

Immer wieder machen die Forstämter darauf aufmerksam, Absperrungen im Wald zu beachten und nicht „auf eigene Faust“ durchzulaufen oder durchzufahren. Es herrscht Lebensgefahr!

Revierleiter Fred Bisplinghoff kontrollierte auf diesen Beinahe-Unfall hin außerplanmäßig die Absperrung aus der Richtung, aus der der MTB-Fahrer gekommen war. Sie lag zerrissen am Boden. Fred Bisplinghoff: „Wer auch immer eine Absperrung zerreißt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch nachfolgende Besucher, weil diese nicht wissen, ob die Absperrung regulär aufgehoben wurde.“

Wegen ihrer hohen Geschwindigkeit sind Mountainbiker bei solchen Aktionen nochmal stärker gefährdet als Wanderer. 

Diesen Warnhinweisen schließt sich der Bad Dürkheimer Radsportverein Team Pfälzer Land e.V. (www.tpl.bike) vollinhaltlich an. Der 1. Vorsitzende Hartmuth Hager: „Dieses Ereignis veranlasst mich, an alle Bike-Sport Begeisterte zu appellieren, unbedingt die Hinweise der Waldbesitzer auf Tätigkeiten im Wald zu beachten. Neben der erheblichen Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit und des Lebens, ist beim Missachten von Hinweisen auf Gefahren und Sperrungen auch der Unfallschutz wegen grober Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz gefährdet. Solche Hinweise sind keine Schikane sondern dienen ausschließlich dem Schutz von Waldnutzern“.

Nochmals Originalton Fred Bisplinghoff: „Im Wald wird das gesamte Jahr über Holz geerntet. Dabei besteht ein hohes Gefährdungspotenzial für Menschen. Deshalb sperren die Waldbesitzer die Hiebe ab und schildern Umleitungen für die Waldbesucher aus. Der aktuelle Fall zeigt, wie wichtig es ist, sich an diese Absperrungen zu halten.“

 

Forstamtsleiter Frank Stipp stellt den Konflikt Freizeitnutzung – Holzernte im Wald so dar: „Der Pfälzerwald wird sehr stark für verschiedene Freizeitaktivitäten genutzt. Gleichzeitig wird hier auch der wertvolle Ökorohstoff Holz produziert. Für einen gefahrlosen Waldbesuch sind daher Absperrungen während der Holzernte unvermeidlich – im Interesse der Waldbesucher, aber auch der Menschen, die im Wald arbeiten. Wir bitten um Verständnis für diese notwendigen Einschränkungen und versuchen, sie zeitlich und räumlich eng zu begrenzen.“

Gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme ist das, was bei unterschiedlichen Nutzungsansprüchen an den Wald nötig ist. Letztlich ist es hier im Wald so wie überall, wo sich Menschen mit unterschiedlichen Interessen begegnen. 

 

 

 

Joachim Weirich, Forstamt Bad Dürkheim